Divided like Destiny

Dieses Buch wurde 2015 unter dem Titel Divided like Destiny erstveröffentlicht und wurde nun in die Fire&Ice Reihe Julien Fox mit aufgenommen.

Julien reicht es. Ständig zu sehen, wie sein bester Freund Justin und dessen Freundin Candy sich anhimmeln, übersteigt die Grenzen des Erträglichen bei weitem! Zeit für einen neuen besten Freund. Und wer könnte dafür besser geeignet sein als Candy's Freundin Destiny? Schließlich ist sie von der ganzen rosaroten Welt rund um das Liebespaar genauso genervt wie er. Julien ist der perfekte beste Freund, findet Destiny ... nur leider auch sehr viel mehr. Genau dieses "mehr" darf sie aber nicht zulassen. Ihr Leben außerhalb der Uni muss sie auch vor ihm geheim halten. Alle Bücher sind in sich abgeschlossen und können unabhängig von einander gelesen werden. Der Liebesroman ist ca. 270 Taschenbuchseiten lang und enthält explizite Sexszenen.

 

Leseprobe:

1 Ein Freund

 

DESTINY

 

"Komm schon, De. Wir könnten zusammen lernen", sagte Candy, während sie den Tresen in Netti's Diner abwischte.

Sie mochte Candy. Einer der wenigen Kommilitonen an der University of Applied Science in Boston, bei der es ihr so ging.

Seit Jahren war Destiny Einzelgängerin. Lebte für sich. Lernte für sich. Blieb für sich. Nach einem Zusammenstoß auf dem Schulflur, hatte sie sich nach und nach mit Candy angefreundet und war erstaunt, wie gut sie sich mit der blonden Schönheit verstand.

Die meisten Frauen mieden sie. Oft war Neid der Grund dafür. Dass sie schön war, wusste sie. Nichts anderes hatte man ihr von klein auf eingebläut.

Mit 21 Jahren hatte sie sich natürlich weiter entwickelt, die Reaktionen der Menschen, vor allem Männer, waren aber die gleichen geblieben. Mit knapp 1,65 m Körpergröße, war sie eigentlich zu klein, zumindest für den Geschmack ihrer Mutter, aber für alles was Destiny erreichen wollte, reichte die Größe auf jeden Fall.

Sie war sehr schlank, hatte an den richtigen Stellen dennoch Kurven. Diese Figur verdankte sie mitunter dem Training für ihren Job. Das Hobby zum Beruf zu machen, hörte sich schöner an als es war, aber für sie war es eine gute Gelegenheit ihr Studium zu finanzieren, also sollte es so sein.

Ihre langen blonden Locken hatte sie wie immer zu einem unordentlichen Knoten hochgebunden. Alles andere wäre einfach zu zeitintensiv. Es musste praktisch sein und schnell gehen wie alles in ihrem Leben.

Sie machte sich auch wenig daraus, was andere Leute über sie dachten. Im Gegenteil, je weniger der Rest der Welt mit ihr zu tun haben wollte, desto besser für sie. Umso mehr Zeit blieb ihr, sich den Sachen zu widmen, die sie wirklich tun wollte. Studium und Uni zum Beispiel.

Streber? Definitiv! Nach ihrem Abschluss wollte sie in die Marketingbranche. Bevorzugt in ihrer eigenen kleinen Traumwelt, würde sie eine Trainee Stelle in der Marketing Abteilung bei JB-Industrials antreten. Der Konzern wäre für sie das  Nonplusultra und das Karrieresprungbrett schlechthin.

"Könntest du deine Bambiaugen für zwei Minuten von deinem Blatt losreißen und mir antworten?", fragte Candy und sie hörte, wie belustigt diese klang.

Bambiaugen. Sie hasste diesen Ausdruck. Zu oft hatte sie ihn von den falschen Menschen gehört. Ihre Augen waren dunkelbraun, groß und ausdrucksstark. Dichte, lange, schwarze Wimpern umrahmten sie. Ihre Nase war zierlich und ihre Lippen voll.

Leider verschaffte ihr ein schönes Gesicht nicht immer Vorteile. Gerade bei Professoren wurde man leicht als schönes Dummchen abgestempelt. Das war auch der Grund, warum sie sich selten schminkte. Diesen Effekt wollte sie nicht noch provozieren.

"Ich weiß nicht …"

"Bitte. Ich könnte deine Hilfe wirklich brauchen. Bei mir hätten wir unsere Ruhe."

"Kommt dein Freund dich nicht abholen?", fragte sie, weil sie schon öfter beobachtete hatte, das Candy einen Nachhauseservice hatte.

"Doch, aber er bringt uns dann nur nach Hause. Mittwochs gehen die Jungs immer zusammen aus, damit sie ein bisschen Zeit für sich haben", sagte Candy und lächelte. Sie wirkte alles andere als unglücklich darüber, mal einen Tag ihre Ruhe zu haben.

"Okay", gab Destiny sich schließlich geschlagen und schob ihre Hände in die Ärmel des riesigen braunen Strickpullovers. Diese unförmigen Zelte waren die bequemsten Kleidungsstücke, die sie besaß. Dazu Leggins und Chucks – optimales Lernoutfit!

Kurz vor Candys Schichtende öffnete sich die Tür zum Diner und ihr Freund kam herein. Das Lächeln, das die beiden tauschten immer wenn er sie abholen kam, war sehr liebevoll. Für romantische Menschen sicherlich ein Grund zum Seufzen.

"Hey Baby, Destiny fährt mit zu uns. Wir lernen noch", sagte Candy strahlend und zog bereits ihre Schürze aus.

"Wer ist Destiny?", fragte Justin und setzte sich auf den Hocker neben ihr.

"Meine Freundin. Neben dir, J", antwortete Candy lachend und ging dann nach hinten, um sich umzuziehen.

Justin drehte den Kopf in Destinys Richtung und reichte ihr dann mit einem charmanten Lächeln die Hand. Kein Wunder, dass Candy und die halbe Uni ihm zu Füßen lagen. Dieses Lächeln war wirklich atemberaubend.

"Hey, kennen wir uns? Ich kann mich nicht erinnern, sorry. Ich bin Justin."

Am liebsten hätte sie 'Ja' gesagt, weil er schließlich fast jeden Tag neben ihr im Diner saß, aber offiziell vorgestellt waren sie einander nicht worden.

"Nein, hi, ich bin Destiny."

"Wow, fast so abgedreht wie Candy", lachte er.

"Ja, wir hatten wahrscheinlich die gleiche seltsame Mom", gab sie zurück.

Das Lächeln auf ihren Lippen strengte sie nicht mehr an. Egal was um sie herum passierte, die Fassade hatte sie immer im Griff.

"Wir können los!", sagte Candy und runzelte die Stirn, als sie zwischen ihnen beiden hin und her sah.

Sie mochte Candys feinfühlige, fast schon empathische Art. Wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, dass sie sich überhaupt mit ihr angefreundet hatte. Ihre Gegenwart war einfach sehr angenehm und man musste ihr nie erklären, wenn man seine Ruhe brauchte.

"Er findet meinen Namen komisch", sagte sie und drehte das Lächeln noch eine Stufe höher. Kurz zogen sich Candys Augenbrauen zusammen, dann wandte sie sich augenrollend an Justin.

"Du wirst es nie lernen, oder? Wenn man schon einen beschissenen Namen hat, ist es total ungünstig, wenn man auch noch damit genervt wird!"

Justin gab ihr einen Klaps auf den Hintern und lachte: "Sei nicht so frech, Weib!"

Candys Quieken war für sie absolut untypisch mädchenhaft.

 

Die beiden kabbelten sich die ganze Fahrt bis zu dem Wohnblock. Sie stiegen aus und Justin begleitete sie noch bis zur Wohnungstür.

"Bis später, Babe", sagte er leise und küsste Candy sanft auf ihre Lippen. Als er sich lösen wollte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um den Kontakt ihrer Lippen nicht abzubrechen.

Justin lächelte an ihrem Mund, küsste sie noch einmal und richtete sich dann auf. "Bis später. Viel Spaß euch beiden!" Dann wandte er sich ab und joggte die Treppe hinunter.

Seufzend sperrte Candy die dunkle Holztür auf und trat in den schmalen Flur. Destiny folgte ihr in die Wohnung und sah sich neugierig um. Es war ein seltsames Gefühl, aber sie wollte sich darauf einlassen.

"So, dass ist unser Reich", sagte Candy, schlüpfe aus ihren Schuhen und warf die Tasche auf die Couch. "Setz dich, ich hol uns noch Wasser", sagte sie und verschwand durch eine Tür.

Okay. Jetzt wurde es ernst. Eine Freundin. Mal sehen, wie lange so etwas gut gehen konnte.

 

JULIEN

 

"Da bist du ja endlich!", rief Julien, als Justin durch die Tür des Meets trat.

"Hab Candy noch nach Hause gebracht."

Was auch sonst!

So gern er die beiden mittlerweile auch hatte. Sie waren gerade zu ekelhaft süß miteinander! Ja, er sah, wie sehr sein bester Freund dieses Mädchen liebte, aber oft einmal fühlte er sich einfach wie das fünfte Rad am Wagen. Genau deshalb hatte er sich auch so sehr gewünscht, dass es mit Trish klappen würde. Aber so sehr er sich auch bemüht hatte, sie hatte nur Augen für Logan, den Freund seines Bruders Matthew.

"Wir müssen dringend wieder in den Chase Club. Ich brauche eine Frau." Obwohl er sich nicht sicher war, dass der Club von Trishs Bruder der richtige Ort für die Suche nach der richtigen Frau war.

"Warum?", fragte Justin, als wäre das nicht offensichtlich.

"Weil es mich ankotzt wenn ihr beiden die ganze Zeit am Turteln seid und ich alleine dasitze!"

"Du sitzt nicht allein da. Joey ist auch oft mit von der Partie!"

"Und was sollen wir dann machen? Synchronwichsen, während ihr uns einen Trockenporno bietet?"

Justin verzog angewidert das Gesicht. "Okay, du hast recht!", sagte er ehe die Bedienung ihre Burger brachte.

"Und was stellst du dir vor?", fragte Justin, nachdem er seine ersten Bissen herunter geschluckt hatte.

"Trish!"

"Du weißt, dass sie vergeben ist. Du hast lediglich einen Narren an ihr gefressen, weil dir die Vorstellung von ihr gefällt. Ich glaube nicht, dass dieses Tussi-Kicher-Ding alles ist, was hinter ihr steckt."

Justin hatte keine Ahnung von Trish! "Sie ist perfekt!"

"Julien!"

"Doch! Ich würde meinen rechten Arm für sie geben!", rief er im Brustton seiner Überzeugung.

"Du bist Linkshänder", sagte Justin, ohne auch nur von seinem Burger aufzusehen.

Verdammt! Erwischt.

Plötzlich stockte er. Er hob seinen Blick und musterte Julien, wie er es immer tat kurz bevor irgendeine hirnverbrannte Idee aus seinem Mund kam.

"Ich hab die perfekte Frau für dich!", rief Justin dann aus und bestätigte Juliens schlimmste Befürchtungen.

"Trish?"

"Nein! Candys neue Freundin!"

"Candy hat eine Freundin?"

Auf Justins wütenden Blick hin hob er beschwichtigend die Hände.

"Ich mein ja nur. Wann soll sie denn eine Freundin kennenlernen, wenn du dauernd an ihrem Rockzipfel hängst!"

Okay … falsche Antwort. Sein Blick wurde eher noch finsterer.

"Willst du jetzt was von ihr erfahren oder nicht?"

"Klar, ein Versuch ist es wert", gab er lächelnd zurück.

Justins vage Beschreibung ihres Äußeren klang für Julien sehr ansprechend. Mehr hatte er über sie leider nicht zu sagen, da er sie heute zum ersten Mal gesehen hatte.

"Noch ein Bier, bitte", rief Justin der Kellnerin zu. "Willst du heute keins?", wandte er sich dann an Julien.

"Nein, danke, bin mit der Honda da."

Justin nickte. Er wusste genau, dass Julien keinen Tropfen trank, wenn er sein Baby fuhr.

"Und wo kann ich sie treffen?"

Justins Lächeln wurde breit. "Bei uns zu Hause! Sie lernen heute Abend zusammen!"

"Vorzeitiger Abbruch?", schlug er vor.

Die Aussicht auf eine solche Frau war besser, als einen ganzen Abend lang Justins Gejammer darüber anzuhören, was er jetzt alles mit Candy machen könnte. Noch schlimmer, die ständigen Spekulationen, was sie wohl gerade machte. "Klar!"

In Rekordgeschwindigkeit trank Justin sein gerade erst bestelltes Bier. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zu ihrer WG.

 

Vor der Wohnungstür angekommen, hielt Justin plötzlich inne und rieb sich nervös über den Nacken. "Hey, hör mal, wenn du dir nicht zu hundert Prozent sicher bist, was du willst, lass es. Eigentlich will ich Candy das nicht versauen."

"Da kommst du aber früh drauf, Kumpel", sagte Julien lachend.

"Meine Gedanken sind bei: 'Wir fahren zu Candy', hängengeblieben." Justin zuckte entschuldigend mit den Schultern.

"Ich habe schon immer gesagt, dass dich diese Vernarrtheit noch einmal umbringt."

"Julien!"

"Ja, ja, du liebst sie wirklich. Ich weiß!" Mann Gottes, dieser Text hing ihm langsam zum Hals heraus!

"Also dann, reiß dich zusammen!"

 

DESTINY

 

Mit Candy zu lernen war effektiver, als Destiny es sich hätte vorstellen können. Eigentlich machte sie alles allein und kam damit auch bestens klar. Indem Destiny die Sachen erläuterte, prägte sie sich aber alles noch viel besser und schneller ein.

Und sie hatte Spaß. Wirklich. Nicht jene aufgesetzte Art, sondern von Herzen.

Destiny konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen angenehmeren Menschen kennen gelernt zu haben. Candy war unkompliziert, intelligent und hatte eine sehr schnelle Auffassungsgabe. Die Zeit, die verging, bemerkte sie kaum.

Dann hörte sie, wie ein Schlüssel sich im Schloss drehte.

"Warum sind sie schon zurück?", murmelte Candy und sah auf ihre Uhr.

"Hey Babe!", rief Justin vom Flur aus, ehe er zu Candy kam und sie auf die Wange küsste.

Der Mann, der hinter Justin erschien, verschlug Destiny die Sprache. 

Dunkelblonde verstrubbelte Haare. Blaugrüne, hellwache Augen, seine Lippen waren nicht allzu voll, sahen dafür aber umso weicher aus. Das schwarze T-Shirt spannte verdammt eng um seinen sehr muskulösen Oberkörper. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar leicht die einzelnen Päckchen seines Waschbrettbauches sehen. Seine Taille war schmal und wurde durch die tief sitzende Jeans betont.

Alles in allem eindeutig ein Prachtexemplar von einem Mann.

Lecker!

Dann bemerkte sie seinen Blick. Abschätzend, musternd. Er versuchte herauszufinden, ob sich die Mühe lohnte, sie anzubaggern.

Sie hasste nichts mehr als dieses Bewerten … doch, noch schlimmer war es, wenn die Blicke lüstern wurden. Und immerhin das wurden sie bei diesem Mann nicht. Eher nachdenklich … oder was auch immer. Den Finger konnte sie nicht darauf legen.

"Hey Kleine", grüßte er Candy und gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er zu ihr kam. Er streckte ihr eine Hand entgegen und sagte: "Hallo, ich bin Julien."

"Destiny", sagte sie leise, ignorierte aber seine Hand. Auch wenn es unhöflich war, so ging ihr dieses gezwungene Berühren eindeutig auf die Nerven.

Auch wenn ihr Gegenüber noch so gepflegt aussah, wer garantierte ihr denn, dass er sich tatsächlich die Hände gewaschen hatte, nachdem er das letzte Mal auf der Toilette gewesen war?

Niemand! Also sah sie auch keinen Grund dazu, seine Hand in ihre zu nehmen. Auch wenn sie noch so gern gewusst hätte, ob sie weich oder rau war.

Langsam zog er seine Hand zurück und ließ sich neben ihr auf das Sofa sinken.

Schweigend saßen sie nebeneinander. Nah genug um seine Körperwärme zu spüren. Candy und Justin waren völlig in ihrer eigenen Welt gefangen, also begann sie ihre Unterlagen zusammen zu sammeln. Es wurde eindeutig Zeit zu gehen. "Jep, und deshalb bin ich so genervt von den beiden", murmelte Julien in die Stille hinein.

Sie wandte ihm ihren Blick zu und lächelte mitfühlend. "Oh ja, das kann ich nur allzu gut verstehen."

Auch er lächelte und seine Augen funkelten dabei vergnügt. Ganz anders, als die Blicke, die er ihr bislang zugeworfen hatte. Anders … gut.

"Gott sei Dank! Ich bin nicht der Einzige, dem dieser Scheiß auf die Nerven geht!"

"Nein", lachte sie und wandte sich wieder ihrer Tasche zu. Sie konnte ihn definitiv verstehen.

"Wie kommst du nach Hause?", fragte er dann.

"Zu Fuß", gab sie zurück und stand auf.

"Du gehst schon?", fragte Candy, die ihre Aufmerksamkeit dann doch für einem Moment von ihrem Freund lösen konnte.

"Ja, muss morgen früh raus. Uni. War nett. Danke!" Für sie selbst überraschend, meinte sie es sogar ehrlich.

"Fährst du sie, Justin?"

"Ich mach das schon, er hat getrunken", sagte Julien und stand auf.

 

JULIEN

 

"Ich fahre sie", wiederholte Julien in die plötzliche Stille hinein. Drei Augenpaare sahen ihn musternd an.

"De muss nicht laufen und ich muss euch beiden nicht zusehen oder zuhören", schob er als Erklärung hinterher, bevor die Köpfe der drei zu rauchen beginnen konnten.

Justins Blick war immer noch zweifelnd. Candys zufrieden. Destiny sah drein, als wäre er ein Hündchen, das einen neuen Trick gelernt hatte.

Mit gerunzelter Stirn ging er zur Haustür. Diese Frau war der Inbegriff von seltsam. Ein Lächeln wie die Geier im Club oder in Talin und trotzdem unhöflich genug, seine ausgestreckte Hand zu ignorieren. Sie hatte ein wunderschönes Gesicht und schlanke Beine, mehr von ihrem Körper konnte er bei diesem Monstrum an Pullover leider nicht sehen.

Sie könnte wirklich viel aus sich machen, ließ sich aber total gehen. Wahrscheinlich rasierte sie sich noch nicht einmal die Beine.

Bei dem Gedanken an lange Haare, die diese wohlgeformten Beine zierten, schüttelte es ihn.

"Du musst mich nicht fahren, wenn es dir sowieso schon kalt ist", sagte sie und musterte skeptisch seine Honda, vor der sie in diesem Moment ankamen.

Kalt, er grinste in sich hinein.

"Passt alles. Steig auf, aber verkratz den Lack nicht ... äh, Turnschuhe."

Klar, warum sollte Öko-De auch Highheels tragen? Bestimmt rochen ihre Haare nach Bier, weil sie keine gekauften Conditioner benutze.

Trishs Haare dufteten immer nach Blumen. Während seines inneren Monologs sah sie ihn unsicher an.

"Du wirst mich wohl oder übel anfassen müssen, wenn du mitfahren willst", sagte er und provozierte sie damit absichtlich.

Sie zog ihre perfekt gezupften Augenbrauen nach oben. Moment ... das passt nicht ins Bild. Vielleicht doch kein Berggorilla ... Ehe er weiter über ihre Körperbehaarung sinnieren konnte, griff sie mit beiden Händen seine Schultern. Ihre Krallen bohrten sich dabei schmerzhaft in seine Muskulatur.

Uff ... klares Statement und stark ist sie auch noch für diese kleinen Händchen.

Unauffällig ließ er seinen Blick zu ihren Nägeln wandern. Frenchlook, auch total unpassend.

"Wolltest du fahren oder soll ich dir einen Termin bei meiner Freundin ausmachen? Sie lernt Nageldesign und sucht immer willige Opfer."

Ausrede. Überleg dir schnell eine Ausrede!

"Ich wollte nur sehen, ob du dich gut festhältst. Nicht dass ich dich noch verliere."

Ihr Griff wurde so fest, dass er sich gerade noch beherrschen konnte, nicht zischend die Luft auszustoßen.

"Besser?", fragte sie und er hörte das Lächeln in ihrer Stimme.

Na warte, du Biest!

"Nein", sagte er trocken, nahm ihre Hände und zog sie auf seinen Bauch. "Besser!", sagte er dann grinsend und konnte sich ihre Miene genau vorstellen.

Bevor sie etwas anderes sagen konnte, ließ er den Motor an und fuhr los. Ihr Griff wurde fester und ihre manikürten Nägel bohrten sich ziemlich weit unten in seinen Bauch.

Sexy!

Warum konnte der Rest dieser schönen Frau nicht genauso hübsch hergerichtet sein wie ihre Hände?

"Nächste Kreuzung rechts", sagte sie, wegen des Fahrtwindes nah am seinem Ohr.

Er konnte die Wärme ihres Atems spüren und ihre rauchige Stimme sorgte für die passenden Bilder in seinem Kopf. Die Jeans die er trug war zu eng, um irgendein Anzeichen einer Latte verbergen zu können.

"Die nächste links", raunte sie wieder.

Denk an was anderes! Berggorilla, Berggorilla, Berggorilla! Funktionierte. Puh. Öko-Destiny setzte ihn ganz schön unter Strom.

"Der vierte Wohnblock links."

BERGGORILLA!

Vor dem Gebäude angekommen sprang sie sofort von seiner Maschine.

Gut so!

Lächelnd wandte er sich ihr zu, nur um gleich darauf zusammenzuzucken.  

Wahh! Kräuterhexe!

Ihre Haare standen wild in alle Richtungen und passten noch besser als zuvor ins Gesamtbild.

"Ähm ... also danke fürs Fahren", stammelte sie und versuchte ihre Haare zu sortieren.

Chancenlos, Babe!, grinste er in sich hinein.

"Kein Ding. Bis die Tage!", sagte er lachend, weil sie so verdutzt drein sah. Was hatte sie denn erwartet? Das er mit zu ihr wollte?

Immer noch lachend, wendete er die Maschine und fuhr zurück in seine Wohnung.

Auf zur nächsten Horrorshow!