Dario Benson
Als sie Dario zum ersten Mal trifft, siegen die Hormone über den Verstand. Gegen einen guten One-Night-Stand ist eigentlich nichts einzuwenden, doch mit Darios Hartnäckigkeit hatte sie nicht gerechnet.
Der Liebesroman ist ca. 210 Taschenbuchseiten lang und enthält explizite Sexszenen.
Leseprobe:
1 Hochzeiten
DARIO
Gesellschaftliche Anlässe im Allgemeinen und Hochzeiten im Besonderen waren der absolute Graus für Dario Benson.
Er war einfach nicht für solche Dinge gemacht. Er war immer kühl, beherrscht und kalkulierend.
Partys und ähnliche Aktivitäten waren für ihn Arbeitsplätze, an denen er in seiner Funktion als Sicherheitsbeauftragter, Buddy oder Personenschützer teilnahm und niemals, wirklich NIEMALS, weil er so etwas freiwillig tat.
Niemals … außer die kleine, schüchterne Nina bat einen flehentlich darum. Nina Zadow war sein persönlicher Schützling. Eine schüchterne junge Frau, die in ihm den Wunsch weckte, jedes noch so kleine Übel von ihr fernzuhalten. Ein Blick auf sie hatte genügt, um zu wissen, dass sie dringend einen guten Freund und Buddy brauchte.
Noch dazu war sie nicht nur sein Schützling und mittlerweile eine gute Freundin, sondern auch noch die Verlobte seines Chefs Tyler Moreno.
Dennoch wollte Dario niemals auf eine Hochzeit gehen … aber absolut kein männliches Wesen konnte Ninas riesigen Bambi-Augen irgendetwas abschlagen.
An einem geradezu malerischen Sonntagnachmittag hatte sie ihn gebeten, ihr zweiter Trauzeuge zu werden und Dario hatte keine Chance mehr gehabt, aus dieser Nummer herauszukommen. Aus diesem Grund war er nun an einem seiner freien Tage auf einer Hochzeit. Er, Dario Benson, von allen der Iceman genannt war auf der Hochzeit von Tyler Moreno und Bambi-Nina.
Die Zeremonie selbst ging Gott sei Dank recht schnell vorüber. Noch mehr Tränchen von den Gästen und mehr von Ninas panischen Blicken hätte er auch nicht ertragen.
Kurze Zeit später saßen sie alle zusammen und warteten darauf, dass Gregor, der Bruder der Braut, seine nicht enden wollende Rede abschloss. Neben Dario saß eine attraktive Frau, die er bislang noch nicht kennengelernt hatte, obwohl er sonst so ziemlich jeden im Raum kannte.
Ihre Miene sah in etwa so verkniffen aus, wie seine sich anfühlte und sie schien genauso ungern hier zu sein wie er.
Allein dieser Umstand machte ihn neugierig. Frauen standen im Allgemeinen auf Kitsch und Romantik … sie anscheinend nicht, so genervt wie sie aussah.
Da er aber nun mal nicht der Typ für Small-Talk war, sprach er sie auch nicht an, obwohl sie ihn durchaus faszinierte.
Nichts an ihr war herausstechend und doch strahlte sie etwas aus, das ihn unweigerlich anzog.
Sie war durchschnittlich groß und hatte eine hübsche, wohlgerundete Figur. Ihre Haare waren lang, schwarz und fielen lockig über ihren Rücken.
Ihre beinahe schwarzen Augen waren stark geschminkt und ihre Lippen von einem knallroten Lippenstift bedeckt.
Ja, vielleicht waren es ihre Lippen, die ihn so sehr faszinierten. Volle Lippen, die einem Mann den Blowjob seines Lebens versprachen.
Ihr eiskalter Blick ging immerzu geradeaus und ihre knallroten Fingernägel klackerten in einem stetigen Rhythmus auf die Tischplatte, als würde sie, wie Dario selbst, die Sekunden zählen, die sie hier noch absitzen musste.
Gregors Rede endete und alle klatschten, bis auf die Eiskönigin neben ihm.
Eiskönigin war genau die passende Beschreibung für sie. Er hatte diesen Namen schon von vielen zu Cat Black, der Schwester seines Chefs, sagen hören, aber zu der Frau neben ihm passte er definitiv besser. Sie strahlte pure Kälte aus.
"Wenn jemand eine Rede beendet, klatscht man höflichkeitshalber", klärte Dario seine Sitznachbarin auf. Er konnte sich einfach nicht beherrschen und musste herausfinden, ob er an ihrer Eisschicht kratzen konnte.
"Wenn eine Rede dermaßen schlecht ist, beklatsche ich höchstens dessen Ende", kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.
Wow, bissig!, dachte er … und es gefiel ihm, was er weder ihr noch irgendeiner anderen Person jemals gestanden hätte.
"Er ist der Brautbruder, da kann man doch einen kleinen Bonus gewähren", gab Dario in unverändert nüchternem Tonfall zurück.
"Den habe ich ihm damit gewährt, dass ich nicht vorzeitig den Raum verlassen habe", antwortete sie, ebenfalls nüchtern, ohne eine Spur Spaß oder Sarkasmus in ihrer Stimme. Sie schien es wirklich ernst zu meinen.
"Sie haben es also nicht sonderlich mit den Regeln der Höflichkeit?", fragte er weiter, weil ihre Art ihn wirklich faszinierte.
Sie drehte sich zu ihm, musterte ihn einmal von oben bis unten und sagte dann: "Nein. Und ich habe auch nicht vor, mich von einem der Clowns, mit denen Shane sich immerzu umgibt, darüber aufklären zu lassen."
Sowohl ihren eindringlichen Blick, als auch ihre scharf hervor gestoßenen Worte, konnte er fast schon auf seiner Haut spüren … und aus irgendeinem Grund machte ihn das wirklich an.
"Er umgibt sich nicht mit mir, er meidet mich", antwortete Dario, ohne auf ihre Spitze einzugehen, denn das war genau das, was sie sich wünschte.
"Und warum zum Teufel sind Sie dann hier?", fragte sie, schien aber nicht sonderlich interessiert an der Antwort, denn sie hatte sich bereits wieder von ihm abgewandt.
"Ich bin Ninas zweiter Trauzeuge."
Das brachte ihm wieder ihre volle Aufmerksamkeit ein. Wie zum Teufel konnte ihr das denn entgangen sein? Schenkte sie dem, was um sie herum geschah wirklich so wenig Aufmerksamkeit?
Oder versuchte sie ihn absichtlich aus der Reserve zu locken?
Sie musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle und gab schließlich ein wenig aufschlussreiches "Hmpf" von sich.
"Gehe ich recht in der Annahme, dass Hmpf besser ist als Clown?", fragte Dario belustigt.
"Die Antwort lieg eher darin, dass Nina besser ist als Ty. Wobei Ty noch der beste der Clowns ist, mit denen Shane Tag für Tag unterwegs ist."
Von dem wirklich bissigen Ton überrascht, zog Dario eine Augenbraue nach oben.
"Wow, Sie haben ja eine extrem hohe Meinung von Ihren Mitmenschen."
"Es sind nicht meine Mitmenschen, sondern Shanes. Ich bin da deutlich wählerischer mit meiner Gesellschaft."
"Verstehe", gab Dario zurück, da er selbst nur wenigen Menschen Zugang zu seinem Privatleben gewährte.
Sie schnaubte. "Glaube ich kaum."
Sie wurden in ihrem Gespräch unterbrochen, als der nächste Gang serviert wurde.
Dario konnte nicht anders und musste immer wieder zu ihr sehen. Sie faszinierte ihn wirklich. Und das bei weitem nicht nur äußerlich. Sie feuerte ihre scharfen Antworten wie aus der Pistole geschossen ab.
"Wie lange dauert diese Veranstaltung denn noch?", murmelte sie vor sich hin und sortierte das Gemüse auf ihrem Teller.
"Da wir erst beim Hauptgang sind, zumindest noch drei Stunden", antwortete Dario und sah zu, wie sie das Gemüse nach Sorten teilte. Möhren, Erbsen, Mais, alles auf einen eigenen kleinen Haufen auf ihrem Teller.
"Ich spreche nicht mit Ihnen", antwortete sie, ohne von ihrem Tun aufzublicken.
"Doch, tun Sie. Mein Name ist übrigens Dario Benson und Ihr Essen wird kalt werden, wenn Sie es weiter so auf Ihrem Teller herumschieben."
"Ihres auch, wenn Sie mich weiter vollquatschen."
Autsch.
Aber sie hatte Recht, also widmete sich Dario seinem Essen. Er wusste sowieso nicht, warum er überhaupt das Bedürfnis hatte, mit ihr zu sprechen. Eigentlich war er nicht gerade der gesprächige Typ.
Nachdem der Hauptgang abgeräumt worden war, sah Dario, dass Shane zu ihnen herüber kam. Er beugte sich über die Frau neben Dario und küsste sie auf die Wange.
"Hey Carry. Wie läuft’s?"
"Hey Shane. Beschissen. Wie lange muss ich noch bleiben?", fragte sie und etwas das Dario beinahe als Lächeln gedeutet hätte, erschien auf ihrem Gesicht.
"Ach komm schon, Carry. So schlimm kann es nicht sein. Zumindest bis nach dem Dessert solltest du noch warten."
"Doch, so schlimm kann es sein", gab sie genervt zurück. "Ich mag genau zwei Personen in diesem Raum und bei keinem von euch sitze ich."
"Wärst du nicht immer so grauenvoll zu Maya, könntest du bei uns sitzen." Shane klang mittlerweile nicht weniger genervt.
Das war außergewöhnlich, denn er war sonst immer der gut gelaunte Sunnyboy.
"Sie verwandelt dich in einen Schoßhund!", gab die Frau, deren Name wohl Carry war, zurück und begann wieder mit den Fingernägeln zu trommeln.
"Lass es, Carry. Sie ist meine Frau und damit basta!" Shane so scharf reden zu hören, verwunderte Dario dann doch.
"Genießt du deine Gesellschaft?", fragte Shane dann und grüßte ihn mit einem Nicken.
Carry zog lediglich eine Augenbraue nach oben, woraufhin Shane nur schnaubte und kopfschüttelnd ging.
"Freut mich, Sie kennenzulernen, Carry", sagte Dario, belustigt von dem Schauspiel, das die beiden ihm gerade geboten hatten.
"Hätte ich gewollt, dass Sie meinen Namen kennen, hätte ich ihn Ihnen genannt", gab sie scharf zurück und trommelte weiter mit ihren langen Fingernägeln auf dem Tisch.
Jemand sollte ihr mal Manieren beibringen!, dachte Dario und konnte sich bereits ziemlich genau vorstellen, wie das vonstattengehen würde.
Sein Kopfkino sorgte für eine erhöhte Durchblutung seiner Lendengegend und er musterte seine Tischnachbarin abermals.
Ja, er konnte sich definitiv vorstellen, ihr Manieren beizubringen.
"Hören Sie auf, mich so anzustarren", fauchte sie und funkelte ihn aus zu schmalen Schlitzen verzogenen Augen an.
"Hören Sie auf, mich so anzukeifen", gab Dario ungerührt zurück und schmiedete seinen eigenen Plan für diesen Abend.
Um zu viel Aufmerksamkeit für das Brautpaar … also eigentlich für Nina, zu vermeiden, sollten die Trauzeugen gleich beim Hochzeitswalzer mit auf die Tanzfläche gehen.
Diese Zeit wusste Dario durchaus zu nutzen.
Kurzerhand ließ er Cat, Cathrin Black, der ihm zugewiesenen Tanzpartnerin eine Nachricht zukommen, dass er ihren Tanz leider absagen musste.
Dario war sich sicher, dass Cat mehr als begeistert sein würde, weil sie sich von Anfang an gewehrt hatte.
Als zum Tanz gebeten wurde, packte Dario kurzerhand Carrys Oberarm und zog sie mit nach oben.
"Hey, was soll das?", zischte sie.
"Sie werden mit mir tanzen. Sehen Sie es als Entschuldigung für all die Unhöflichkeiten, die Sie mir an den Kopf geworfen haben", antwortete Dario nüchtern und zog sie mit festem Griff auf die Tanzfläche.
Die verwunderten Blicke seiner Mittänzer ignorierte er einfach.
Dario zog Carry an seine Brust, was ihr ein überraschtes Aufkeuchen entlockte. Dann setzte auch schon die Musik ein und er schob seine Tanzpartnerin zielstrebig über die Tanzfläche.
"Sind Sie verrückt geworden? Sie können mich doch nicht einfach so zum Tanzen zwingen!", zischte sie, machte sich aber nicht von ihm los.
Entweder gefiel es ihr also nicht ganz so schlecht, wie sie vorgab, oder sie wollte einfach eine Szene vermeiden.
Wie dem auch sein mochte, er hatte seinen Willen bekommen.
"Tue ich gerade", gab er ohne Umschweife zurück und musste ein Grinsen unterdrücken, als er ihren pikierten Gesichtsausdruck sah.
"Hören Sie, ich bin keins dieser Püppchen, mit denen man machen kann, was man will. Also werden Sie uns unverzüglich zurück zu unserem Tisch tanzen, damit ich mich wieder setzen kann, um die letzte Stunde meiner abendlichen Folter durchzustehen", fauchte sie und ihr Ton war noch einmal schärfer geworden.
Hmm ... Wildkatze! Unwillkürlich verstärkte sich sein Griff bei dem Gedanken, sie zum Schnurren zu bringen.
"Nein." Es fiel ihm schwer den unbeteiligten Ton beizubehalten.
"Wie bitte? Ich glaube, Sie verstehen mich nicht...", sie brach ab, als Dario sie mit einem festen Ruck an seine Brust zog, und sie so noch viel enger miteinander tanzten, als der Anstand es für zwei Fremde erfordert hätte.
"Ich glaube, Sie verstehen mich nicht. Sie können noch so viel fauchen, es wird Ihnen nichts bringen. Ich gebe den Ton an und jetzt lassen Sie endlich los und überlassen mir die Führung", sagte Dario und schob sie noch ein bisschen energischer vor sich her durch den Saal.
Sie sah ihn mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen an. Auf ihrer Zunge sah er ein Piercing und musste bei dem Gedanken, den kleinen, silbernen Ball an seinem Schwanz zu spüren, hart schlucken. Je länger er sie in seiner Nähe hatte, desto sicherer war er sich, dass er sie in seinem Bett haben wollte. Carry zu zähmen würde hart werden, aber definitiv lohnenswert.
Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie kniff ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
"Und wie lange soll hier nach Ihrer Pfeife getanzt werden?", zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Sie sahen sich fest in die Augen. Duellierten sich mit Blicken, bis Dario schließlich leise sagte: "Solange es mir beliebt."
Er erkannte die Verunsicherung in ihrem Blick. Ihre immer so eiskalten Augen zuckten millimeterweise hin und her. Sie suchte nach einer Lösung, einem Ausweg. Aber Dario hatte sie bereits durchschaut.
Sie war bei weitem nicht so knallhart, wie sie sich jedem gegenüber gebärdete.
Im Gegenteil, dieses Verhalten stufte er als reine Verteidigungshaltung ein.
Doch er hatte nicht vor, sich davon abschrecken zu lassen. Mit ihrer bissigen Art hatte sie sein Interesse geschürt. Er mochte es, wenn Frauen ihm etwas entgegenzusetzen hatten.
Er selbst war einfach zu rau, zu ruppig, um mit einer weichen Frau wie Nina oder Sky umgehen zu können.
Natürlich konnte er sich zurücknehmen und das tat er im Alltag auch ständig. In seinem Privatleben, vor allem aber in seinem Sexleben, kam das für Dario nicht in Frage.
Hierfür brauchte er eine Frau, die es mit dem ganzen Dario Benson aufnehmen konnte.
Sie musste Feuer haben, Leidenschaft und Krallen. Er liebte es, die Widerspenstigen zu zähmen. Carry schien genau seine Kragenweite zu sein.
Sie versuchte, ihn ein klein wenig von sich zu schieben, doch Dario zog sie nur mit einem kleinen Knurren zurück an sich.
Sie würde ihm nicht entwischen. Viel zu gut fühlte sie sich in seinen Armen an und einen Rückzug würde er jetzt nicht dulden.
Ein kleiner Laut entfuhr ihr und Dario spürte, wie sich ihre Atmung verändert hatte.
Leider endete in diesem Moment das Lied. Widerstrebend drehte er sie aus der Walzerhaltung und ehe er sich versah, hatte sie ihm unauffällig ihre Hand entzogen und eilte zurück zum Tisch.
Gemäßigten Schrittes folgte er ihr. Davonlaufen würde sie ihm nicht mehr können.